Montag, 19. November 2012

Wozu überhaupt reich werden? - 1

Es gibt da eine hartnäckige Fraktion von Menschen, die behauptet, es sei überhaupt nicht erstrebenswert, reich zu sein. Sie finden, Geld sei böse, der Kapitalismus sei böse, reiche Menschen seien böse und nützten andere aus. Jedes Mal, wenn ich höre oder lese, wie gegen Geld und Wohlstand gewettert wird, keimt bei mir sofort der Verdacht, es handle sich hier schlicht und einfach um Neid.
"Geld macht nicht glücklich", ist der Standard-Satz, den ich zu hören bekomme. Natürlich macht Geld nicht glücklich. Aber es kann ungemein dabei helfen.
Geld per se ist weder gut noch böse, macht weder glücklich noch unglücklich. Geld ist einfach nur ein Symbol für Möglichkeiten. Möglichkeiten haben ist grundsätzlich immer gut (zu viele Möglichkeiten können natürlich auch bei der Entscheidung lähmen, aber das steht auf einem anderen Blatt). Also wieso sollte ich etwas verteufeln, das mir ein angenehmeres, erfüllteres Leben zu ermöglichen vermag?
Geld ist immer das, was man daraus macht. Echte Freunde kann man vielleicht nicht kaufen, aber man kann ihnen eine Freude machen, sie zum Essen einladen, sie finanziell unterstützen. Liebe kann man nicht kaufen, aber kleine Aufmerksamkeiten, einen schönen gemeinsamen Urlaub oder auch nur einen Babysitter für ein paar Stunden. Gesundheit kann man nicht kaufen, aber gute Ärzte oder Medikamente oder qualitativ hochwertige Nahrung. Erfolg kann man nicht kaufen, aber man kann bessere Voraussetzungen dafür schaffen durch gute Schulen, ein Studium für die Kinder. Ein Zuhause kann man nicht kaufen, aber ein Haus oder eine Eigentumswohnung. Zufriedenheit kann man nicht kaufen, aber sie resultiert aus all jenen Kleinigkeiten, bei deren Erfüllung Geld durchaus hilfreich und unterstützend wirkt.
Es ist überhaupt nicht sinnvoll oder zielführend, auf den Reichtum anderer zu schielen. Es ist genug Geld für alle da und die EZB druckt ständig neues. Ich glaube, dass jeder etwas erreichen kann, vielleicht keinen Reichtum, aber ein wenig Wohlstand. Ein wenig Sicherheit, sogar ein wenig Luxus.
Warum möchte ich reich werden? Das ist gar nicht so leicht zu beantworten.
Einerseits hält mich der Gedanke an Tagen, wo mich die Arbeit nervt, bei Laune. Ich gebe mich ganz der Illusion hin, dass ich nicht arbeiten muss, bis ich mit 70 einem Herzinfarkt erliege. Ich möchte etwas von meinem Leben haben und obwohl ich meine Arbeit sehr schätze, hätte ich auch nichts dagegen, dann und wann länger zu schlafen oder mehr Urlaub zu machen. Oder mich gegebenenfalls um meine Familie kümmern zu können, ohne von der Hand in den Mund leben zu müssen. Ich will nicht um jeden Preis sklavisch an meine Arbeit oder das Amt gebunden sein. Man muss sich nur vorstellen, man bekäme einen neuen Chef, mit dem man nicht harmoniert. Oder Kollegen, die einen mobben. Ich will die Option haben, jederzeit sagen zu können "ich habe das nicht nötig". Das Gleiche gilt für mein Privatleben. Ich möchte nicht - wie die Generation unserer Großmütter oder zum Teil auch Mütter - an einen Mann gekettet sein, der möglicherweise nicht immer so charmant, treu und zuverlässig ist, wie ich ihn bekommen habe. Ich will es mir leisten können, meinen Lebensstandard einigermaßen zu halten, auch wenn mein Chef oder Mann beschließen, dass sie mich nicht mehr mögen. In anderen Worten: Ich will Sicherheit.
Natürlich kann man sagen, Sicherheit sei nur eine Illusion und das stimmt auch. Aber nur bedingt. Mein Vater sagt immer: Man muss tun, was man kann und der Rest ist Schicksal. Natürlich kann ich von einem Auto überfahren werden, mein Haus kann abbrennen, ich kann meine Arbeit, meinen Freund verlieren...die Liste möglicher Schicksalsschläge ist schier unendlich lang. Trotzdem spricht nichts dagegen, sich gegen den ein oder anderen Ausfall abzusichern. Schließlich macht man im Normalfall auch die Augen auf, wenn man über die Straße geht. Wird man trotzdem überfahren, ist das eben Pech und man muss das beste aus der neuen Situation machen (wenn man tot ist, hat man ohnehin keine Sorgen mehr). Aber dann schadet es auch nicht, die besten Voraussetzungen zu haben.

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