Montag, 19. November 2012

Auftrag 1: Bafög-Schulden eliminieren?

Reich wird man dadurch sicher nicht. Aber ich persönlich mag keine Darlehen oder Kredite oder sonstige Schulden, Ratenzahlungen oder alles, was mich in finanzieller Pflicht hält.
Theoretisch, so würde mancher sagen, sind Bafög-Schulden eine tolle Sache. Immerhin bekommt man die Hälfte der erhaltenen Förderung ohnehin geschenkt. Schon allein deshalb sollte man in jedem Fall prüfen, ob man Anspruch hat. Aber am Ende steht eben doch eine nicht unerhebliche Gesamtsumme, in meinem Fall etwas um die 13000€, habe ich grob überschlagen. Fast noch einmal soviel habe ich vor einigen Jahren bereits zurückgezahlt, als das Finanzamt mir mitteilte, ich habe über 100€ Zinsen erhalten. Es stellte sich heraus, dass meine Tanten für mich gespart hatten. Ein klarer Fall von "wie gewonnen, so zerronnen".
Summa summarum ist ein Studium jedenfalls sehr teuer.
Bei meinem Freund, der von seiner Familie keinerlei Unterstützung bekommen hat, schlagen KfW und Bafögamt dank Studienwechsel und Langzeitstudium mit knapp 45000€ zu. Ich konnte es erst nicht glauben, dass das alles nur fürs Studium drauf gegangen ist. Dann habe ich ausgerechnet, was ich während meines Studiums an Geld vernichtet habe. 14 Semester mit knapp 700€ monatlichen Ausgaben, davon
300€ Miete + Strom
  50€ Handy, Telefon, Internet
  30€ Zahnzusatzversicherung
120€ für Lebensmittel
100€ für Fahrtkosten
100€ für Hobbies und den Rest
ergeben  58800€ Lebenshaltungskosten. Dazu kommen noch
750€ Studiengebühren pro Semester (600€ Gebühren + 150€ Semesterticket und "Verwaltungskosten"), also insgesamt 10500€ an Studiengebühren.
Am Ende hat mich das Studium also um die 70000€ gekostet. Dabei bin ich ein sehr sparsamer Mensch und habe immer nebenbei gearbeitet. So gesehen bin ich mit meiner Restschuld von 13000€ gut bedient.

Ich gehöre zwar möglicherweise zu den besten 30% meines Jahrgangs, aber da ich zu langsam war, nützt mir das im Hinblick aufs BaföG überhaupt nichts. Vergünstigungen für gute Leistungen an der Uni gibt es nur, wenn man spätestens 12 Monate nach Ende der Förderungshöchstdauer fertig war (warum der Zeitpunkt für Akademien und Höhere Fachschulen egal ist, ist mir schleierhaft).Weitere ausführliche Informationen gibt es hier.
Die einzige in Frage kommende Vergünstigungsmöglichkeit ist also die Rückzahlung auf einen Schlag. Je nachdem, wie hoch meine Gesamtschuld inzwischen noch ist (im Detail habe ich das noch nicht recherchiert, aber sie liegt irgendwo zwischen 10500 und 13000€) darf ich mit 30-33% Rabatt rechnen, also einer Forderung von 7500-8600€. Mein erstes Jahr im Job habe ich für den Staat und fürs BaföG-Amt gearbeitet.
Ein Bekannter hat vor, für die Rückzahlung seiner Bafögschulden einen Kredit aufzunehmen, was zur Zeit durchaus sinnvoll sein kann. Die Zinsen sind günstig wie nie und die satte Ermäßigung spricht für sich und lässt sich anderweitig kaum ausgleichen.
Schwieriger gestalten sich Bildungs- oder Studienkredite. Meinem Freund wurde nahe gelegt - sollte er auf absehbare Zeit keinen regulären Job finden - sich mit dem Gedanken einer Privatinsolvenz anzufreunden. Mit einer Promotionsstelle kann er gerade mal die laufenden Zinsen für das Jahr begleichen. Was übrig bleibt, ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel.
Mich würde interessieren, wie lange es dauert, bis der Verlust, den ich durch das Studium erwirtschaftet habe, von einem höheren Gehalt ausgeglichen wird. Man darf sich an der Stelle nicht mit Mechatronikern oder anderen gefragten Handwerkern vergleichen. Es ist deprimierend zu hören, dass man mit einem Hauptschulabschluss + Ausbildung deutlich mehr verdienen kann als mit Abitur + einem abgeschlossenen Studium. Das ist eben der Preis, den man zahlt, wenn man Biologie oder Sozialpädagogik oder Sprach-/Kulturwissenschaften studiert.
Noch jedenfalls hat sich das BaföG-Amt nicht bei mir gemeldet. Damit rechne ich für nächstes Jahr. Dann wird es konkret. Jedenfalls hoffe ich, dass sich die Aktien, die ich mir angeschafft habe, sich bis dahin erholen ;)

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