Freitag, 4. Januar 2013

Wie man NICHT reich wird - ein paar Beispiele

Man kann noch soviel Geld verdienen - wenn man entsprechend viel ausgibt, wird nie etwas zusammenkommen.
R. hat schon in seiner Ausbildung als Drucker wirklich gut verdient. Trotzdem mussten wir ab Monatsmitte von meinem Taschengeld leben. Das war wirklich erbärmlich. Was hat er mit den damals 1300DM gemacht? Nur Quatsch. Jedes Wochenende weggehen geht eben ins Geld. Und natürlich nicht in die Kneipe um die Ecke, sondern dahin, wo es richtig kostet. Zwei-, dreimal Billard spielen unter der Woche, Kumpels einladen, die noch weniger hatten als er, erst Motorrad auf Pump kaufen, danach Auto. Die nächste Fehlinvestition - das war zum Glück nach meiner Zeit - Ein Haus mieten, das völlig heruntergekommen ist, dieses komplett renovieren, um dann ein Jahr später von der neuen Angetrauten geschieden zu werden und auf den Kosten für Renovierung, Familienhund, Familienkutsche und den Unterhaltszahlungen für den Nachwuchs sitzen zu bleiben. Man kann jetzt natürlich sagen, er hatte einfach Pech. Aber ganz so simpel ist es nicht. Wenn man von allem nur das Beste, Neueste haben will, und das sofort, wenn man meint, vor seinen Freunden den großen Macker markieren zu müssen, obwohl dafür die Ressourcen fehlen, dann ist das auch ein bisschen Dummheit.

Demselben Blendertum ist auch mein Cousin schon in sehr jungen Jahren verfallen. Er hat nie zu schätzen gelernt, was er von anderen bekommt. Das Auto, das mein Opa ihm damals geschenkt hat, war nicht gut genug, um damit vor seinen Kumpels zu prollen, weshalb er alles getan hat, um zu demonstrieren, wie wertlos das Ding für ihn ist. Dagegen treten, es total verkommen lassen und schließlich hat er es zu Schrott gefahren. Das war nur der Anfang einer inzwischen fast 30 Jahre andauernden Versagerkarriere, wie ich es mal ganz böse betiteln möchte. M. kam schon sehr früh zur Kripo, wo er ausgesprochen gut verdient hat. Leider hat auch das nicht gereicht, um seine Großmannssucht zu befriedigen. Das neueste technische Equipment auf Pump gekauft, ein paar Monate später mit Verlust weiter verkauft, um eine andere finanzielle Lücke zu stopfen. Eine nur logische Konsequenz war, dass er schon bald angefangen hat zu spielen. Das ganz große Geld machen, am besten auf einen Schlag, endlich jemand sein. Als er Mitte zwanzig war, hat mein Opa ihm seine Schulden bezahlt, die sich zu dem Zeitpunkt bereits auf knapp 40000DM beliefen. Man hätte jetzt meinen können, dass diese zweite Chance vielleicht zu einer Einsicht geführt hätte: noch einmal von vorne anfangen, bei Null, und es richtig machen. Aber wie das eben mit den Zockern so ist, hat es keine zwei Jahre gedauert und alles ging von vorne los (wenn es überhaupt so lang war). Oma, Opa, Mama, Papa, sogar meine Eltern steckten ihm immer wieder Geld zu, quartierten ihn bei sich ein, wenn ihn gerade wieder eine seiner Freundinnen vor die Tür gesetzt hatte. Bei seiner Mutter klopfte später regelmäßig der Gerichtsvollzieher. Das war dann zuviel des Guten. Aber zum Glück fand sich immer eine Frau, die ihn weiter unterhalten hat. Er ist ja kein übler Kerl, lustig, nett, das war wohl der einzige Grund, weshalb er ein Leben lang mit seiner Masche durchgekommen ist, ohne je erwachsen zu werden. M. hatte immer tolle Geschäftsideen. Oft kam es auch so weit, dass er begann, sich etwas aufzubauen. Z.B. hätte er der einzige Fotograf in der ganzen Region sein können. Leider hat er es weder geschafft, pünktlich oder überhaupt zu Terminen zu erscheinen, noch, Rechnungen für die geleistete Arbeit auszustellen. Die nächste fatale Idee, die schließlich zur Privatinsolvenz führte, war, ein altes Haus zu kaufen (hatten wir das nicht schon mal?), um darin ein Pflegeheim einzurichten, zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin. Das hätte in der Gegend ein richtiger Erfolg werden können. Allerdings gingen schon nach kurzer Zeit das Geld und das Interesse aus, das geliehene Werkzeug rostete im Garten vor sich hin, die neu gekaufte Einrichtung stand quasi zur freien Entnahme im nicht abgesperrten Haus...es kam zur Zwangsversteigerung und Trennung von der Lebensgefährtin und lustigerweise trug ihn das in die Arme seiner späteren Schuldnerberaterin, die - wie so manche vor ihr - glaubte, seine Finanzen in den Griff zu kriegen. Tatsächlich hat er inzwischen nichts, was gut ist (besser als Schulden jedenfalls!), aber ein etwas trauriges Resultat für ein Leben voller Arbeit. Eine Zeitlang schien es, alles wäre ok, aber anscheinend ist inzwischen auch seine Schuldnerberaterin seiner überdrüssig geworden. Wer könnte es ihr verdenken? Sicher hat er dort auch nur auf der faulen Haut gelegen, stundenlang geduscht, den Kühlschrank leer gefressen und all die anderen kleinen Zeichen von völligem Undank gezeigt, die einen nicht eben animieren, weiter Geld zu buttern. Letzte Woche hat er begonnen, seine Sachen im Haus meiner Oma unterzubringen. Wahrscheinlich hofft er darauf, dort einziehen zu können, seine Mutter kann ihn sich nicht leisten. Aber das werden wir zu verhindern wissen.

Wenn ich mich so umschaue, gibt es ziemlich viele Menschen, denen entweder am Monatsende nichts übrig bleibt oder die schon in recht jungen Jahren verschuldet sind. Wenn ich mir die Gründe dafür betrachte, fallen mir einige Punkte auf, die - trotz gutem Einkommen (es sind ausnahmslos relativ gut verdienende Menschen, wo man meinen müsste, sie hätten es doch längst zu etwas bringen müssen) dem Aufbau eines kleinen Vermögens - und sei es nur einer Altersvorsorge - entgegenwirken.

  • das Fehlen von Zielen ("wofür soll ich sparen?")
  • mangelnde Selbstdisziplin bzw. schlicht Faulheit ("ich kanns mir leisten" "später vielleicht" "gerade ist es etwas eng")
  • übertriebenes Geltungsbedürfnis (von allem nur das Beste, Neueste, nur Markennamen; mehr Schein als Sein)
  • riskante Investitionen in der Hoffnung, mit wenig Arbeit viel zu erreichen
  • unrealistische Selbsteinschätzung in Bezug auf eigene Ressourcen (Durchhaltevermögen, Motivation, Leistungsbereitschaft, Sparsamkeit)
  • Erkaufen von Sympathien (übertriebene Geschenke, Unterhalt kostspieliger Freunde, Familienmitglieder, Partner)
  • Fehlender Überblick über die eigenen Einnahmen und Ausgaben ("wo ist das ganze Geld hin?")
  • Süchte (Spielsucht, Drogen und ihre "harmlosen" kleinen Brüder)
  • zwanghafte Zerstreuung durch kostspielige Aktivitäten (teure Urlaube, Hobbies, Shopping-Wahn, ständiges Party-machen etc.)
Natürlich kann man im Leben auch einfach Pech haben, aber es gibt genug Menschen, die beweisen, dass man auch mit schlechtesten Voraussetzungen zu etwas kommen kann, wenn man konsequent am eigenen Erfolg arbeitet. Glück spielt dabei sicher auch eine Rolle, aber in der Regel fällt einem nur wenig in den Schoß. Das meiste muss man sich erarbeiten.

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