Montag, 3. Dezember 2012

Arbeitsbienchen

Kann man mit redlicher Arbeit reich werden? An grauen, kalten, verregneten Tagen wie heute, wo es schwerfällt, überhaupt aus dem Bett zu kriechen und sich zur Arbeit zu schleppen, schwelge ich gerne in Fantasien von "Och, heute mal nicht, morgen wieder". Dann zücke ich gerne den Taschenrechner und rechne mir aus, wie lange ich noch arbeiten müsste, wieviel ich noch sparen müsste, um von den Zinsen ordentlich leben zu können.
Von dem, was ich aktuell verdiene, kann ich gut leben. Mit knapp 1600€ netto könnte ich sogar noch meinen Freund mit ernähren, sofern wir keine allzu hohen Ansprüche wie teure Urlaube oder dicke Autos haben. Aufs Jahr gerechnet habe ich monatlich rund 650€ übrig behalten (wir erinnern uns: Das Geld, welches nächstes Jahr das Bafögamt direkt wieder einkassiert :( ). Insgesamt ein Plus von 7800€, seit ich begonnen habe zu arbeiten.
Von Anfang an war ich vor das Problem gestellt, wie ich das Geld anlegen soll. Es müsste nach 1,5 Jahren wieder verfügbar sein, sollte sich zugleich aber natürlich mehren. Zuerst habe ich Aktien ausgeschlossen, weil ich 2000, als ich zum ersten Mal versucht habe, reich zu werden, ein paar Tausend Euro mit dem Niedergang des Neuen Markts verloren habe. Nach gründlichen Recherchen, angefangen bei Bundesschatzbriefen bis hin zur Anlage im Ausland, kam ich zu dem Schluss, dass derzeit kein Weg an Aktien vorbei führt, wenn man möchte, dass das Geld zumindest seinen Wert behält. Man muss schließlich auch berücksichtigen, dass bei der aktuellen Inflationsrate von über 2% nicht einmal ein Tagesgeldkonto den Wertverlust ausgleichen kann. Ganz zu schweigen von ehemals lukrativen Bundesschätzchen, die aber wegen der Laufzeit und den miserablen - ja - unverschämten Zinsen überhaupt nicht in Frage kommen. Mein Vater hat - wie viele andere - sein Geld in Auto, Hausreparaturen und andere nicht alltägliche Anschaffungen investiert. Er sieht nicht ein, den Banken, die ihrerseits bis zu 15% Zinsen verlangen, Geld für 1% oder weniger in den Rachen zu stopfen. Ich glaube, so denken viele. Klassisches Sparen lohnt einfach nicht mehr, jedenfalls nicht im Moment.
Wieviel Vermögen müsste ich angehäuft haben, wenn ich bei einer durchschnittlichen Rendite von 3% p.a. von meinen Kapitalerträgen leben wollen würde? Der jährliche Steuerfreibetrag liegt bei 8004€ für Unverheiratete. Hinzu kommen ein Sonderausgabenabzug von 36€ und der Sparerpauschbetrag von 801€ - insgesamt also 8841€. Würde ich also monatlich weniger als 736,75€ erhalten, müsste mein angelegtes Kapital 294700€ betragen. Damit könnte ich in 38 Jahren mehr schlecht als recht leben. Ich wäre dann 68 Jahre alt und hätte monatlich 650€ gespart. Begeistert mich jetzt nicht. Natürlich bekäme ich jährliche Zinsen, die hier nicht einberechnet sind. Aber sobald ich den Freibetrag überschreite, werden auch Steuern fällig.
Zu zweit verdoppelt sich der Freibetrag - und Kinder erhöhen ihn natürlich auch. Aber wie kommt man zu dem Basisvermögen, das einen überhaupt erst in die Verlegenheit bringt, soviel Zinsen/Dividende zu kassieren?
Eins ist klar: in einem regulären Job dürfte es ziemlich endlos dauern, bis man soviel Geld zusammen hat, wenn man es je schaffen sollte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen